20070714

Friedrich Schiller

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1759-1805


Kennst Du das Bild auf zartem Grunde?
Es giebt sich selber Licht und Glanz.
Ein and'res ist's zu jeder Stunde,


Von Perlen baut sich eine Brücke
Hoch über einen grauen See;
Sie baut sich auf im Augenblicke,


Auf einer großen Weide gehen
Viel tausend Schafe silberweiß;
Wie wir sie heute wandeln sehn,


Unter allen Schlangen ist eine
Auf Erden nicht gezeugt,
Mit der an Schnelle keine,
An Wut sich keine vergleicht.


Ein Gebäude steht da von uralten Zeiten,
Es ist kein Tempel, es ist kein Haus;
Ein Reiter kann hundert Tage reiten


Wir stammen, unser sechs Geschwister
Von einem wundersamen Paar,
Die Mutter ewig ernst und düster,


Es führt dich meilenweit von dannen
Und bleibt doch stets an seinem Ort.
Es hat nicht Flügel auszuspannen


Ein Vogel ist es, und an Schnelle
Buhlt es mit eines Adlers Flug;
Ein Fisch ist's und zerteilt die Welle,


Ich drehe mich auf einer Scheibe,
Ich wandle ohne Rast und Ruh';
Klein ist das Feld, das ich umschreibe,


Wie heißt das Ding, das Wen'ge schätzen?
Doch ziert's des größten Kaisers Hand,
Es ist gemacht, um zu verletzen;


Ich wohne in einem steinernen Haus,
Da lieg' ich verborgen und schlafe;
Doch ich trete hervor, ich eile hinaus,


Zwei Eimer sieht man ab und auf
In einem Brunnen steigen,
Und schwebt der eine voll herauf,


Es steht ein groß geräumig Haus
Auf unsichtbaren Säulen;
Es mißt's und geht's kein Wandrer aus...

-o-o-o-



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