20070715

Karl Theodor Körner

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 1791-1813


KTK ist nicht so berühmt wie Schiller, deshalb hier ein paar Worte.
 Er studierte in Freiberg, Leipzig und Berlin, hielt sich ab 1811 in Wien auf, verkehrte mit Humboldt, Schlegel und Eichendorff.
War Hoftheaterdichter, schrieb Unterhaltungsstücke, pathetische Trauerspiele. War ein gefeierter patriotischer Dichter der Freiheitsbewegung ('Lützows wilde Jagd').


Ich bin das heiligschöne Land der Träume,
Ein frommer Glaube hat mich aufgebaut,
Im ew'gen Frühling blühen alle Bäume,


Still empfangen im zarten Keime,
Tritt es hervor in des Himmels Räume,
Und es formt sich zur blühenden, schönen Gestalt,


Gebildet aus des Chaos finstern Nächten,
Stand durch Äonen, was die Erste nennt,
Und steht unendlich, bis die Flamme lodert,


In stiller Anmut kommt's gezogen,
Wie Rosenhecken blüht es auf,
Und durch des Äthers blaue Wogen


Wenn Frühlings-Wonne, neu geboren,
Des Herzens tiefsten Sinn enzückt,
Steh' ich vom Wechseltanz der Horen


Auf finsterem Fittich komm' ich geflogen,
Berausche die Sinne mit trüglichem Träum,
Und von des Gesetzes Urkraft gezogen,


Mit heil'ger Kraft tret' ich ins Leben,
Ich baue nur auf Felsengrund;
Wo Herzen innig sich verweben,


Was mit dem Körper eng verschwistert,
Sich treulos dann nur von ihm trennt,
Wenn Todes - Nacht den Blick umdüstert,


Was ist so oft der Schädel der Sophisten,
Die sich mit hoher Götterweisheit brüsten,
Als könnten sie des Lichtes Urquell schau'n?


Begeist'rung donnert durch die Seele,
Und Sphärenklang das Herz durchdringt,
Wenn mir das Mädchen, das ich wähle,


Grenzenlos, nie endend, nie begonnen,
Prangt das erste in der Zeiten Sturm;
Das Atom umarmt es , wie die Sonnen,


Sprich, wie nennst du den Mann, der in vaterländischen Weisen
Kühn dem Heldengesang des *hiers, des trefflichen, nachstrebt,
Dem auf Helicons Höhe die neunfach heiligen Musen


Mein Ganzes webt sich mit stillem Verlangen
So innig um rosige Mädchenwangen.
Drei Zeichen hinweg, und der Phantasie


Reizend sind der Liebe Freuden,
Wenn sie Gegenlieb' entzückt;
Dann erst bist du zu beneiden,


Herrlich steht es vor dir, ein Gebild aus edleren Zeiten,
Und umarmet die Welt mit dem Gebote der Kraft.
Doch es wankt die Gewalt, sie kann die Bürde nicht halten,


Ich armer Sklave
Erleide harte Strafe,
Und komme nie zum Schlafe.


Durch dunkle Nacht drängt sich das erste Silbenpaar,
Auf zartem Weiß stellt sich das zweit' am Schönsten dar;


Was die Natur erzeugt in ihrem Reiche,
Es wird mein Raub.
Die Särge lös' ich, löse selbst die Leiche


Die Ersten leuchten durch des Himmels Nächte,
Die Letzten sind aus altem Kraftgeschlechte;


Wenn dein Finger auf der Ersten meistert,
Schweigt in Harmonie der trunkne Sinn.


Mit dem c ist's silbergleich,
Mit dem i das Himmelreich,


Mein Ganzes prangt mit Vögeln, Fischen
Und andern Dingen auf den Tischen.


Oft bin ich der Menschen einziges Wissen,
Der Große giebt sich mit mir nur ab;
Mich zu erzeugen sind viele beflissen,


Willst du in deiner Krankheitsnacht erwarmen,
So brauche, was die Erste spricht;
Die Zweite ruht in weichen Meeresarmen,


Die Ersten gedeihen auf des Ackers Mitte;
Mit gleich und ungleich wechselt die Dritte;


Da meine beiden Silben einzeln nichts bedeuten,
So halt' ans Ganze dich und merk', was vor dir ist.
Du siehst es ja bei dir und anderen Leuten


Auf finsterem Fittich komm' ich geflogen,
Berausche die Sinne mit trüglichem Traum,
Und von des Gesetzes Urkraft gezogen.

-o-o-o-




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