Griechisches Altertum Wunder Rätsel gw-03
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PYTHAGORAS
(im Rätselschatz auf Blogspot Com)
Mathematik als Wissenschaft
Auszüge aus dem ersten Kapitel aus : Von Pythagoras bis Hilbert
von Egmont Colerus
(im Rätselschatz auf Blogspot Com)
Mathematik als Wissenschaft
Auszüge aus dem ersten Kapitel aus : Von Pythagoras bis Hilbert
von Egmont Colerus
Teil 2
Quelle: Egmont Colerus, Von Pythagoras bis Hilbert, Die Epochen der Mathematik und ihre Baumeister, Geschichte der Mathematik für jedermann, 1948, Paul Zsolnay Verlag, Berlin, Wien, Leipzig.Für dieses Blog mit PC-Text Korrektur aktualisiert von Transitenator.
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"Das Leben des Pythagoras von Samos verläuft im sechsten vorchristlichen Jahrhundert, das wir schon mehrfach erwähnten und dessen prinzipielle Wichtigkeit für die Wissenschaftsgeschichte wir auch bald erörtern werden.
Als Jüngling hat Pythagoras weite Reisen unternommen.
Ein ganzer Kranz von Sagen wurde später um diese Reisen gelegt. Sicher dürfte Pythagoras in Ägypten gewesen sein. Man behauptet, er sei dort nach allerlei Bemühungen schließlich in die ägyptischen Priesterschaften aufgenommen worden und habe den ganzen Bildungsgang dieser Priester geteilt.
Ja, es wird noch weit mehr erzählt. Im Jahre 525 vor Christi Geburt, als Kambyses Ägypten eroberte, soll Pythagoras als ägyptischer Priester in Gefangenschaft geraten und nach Babylon verschleppt worden sein.
Von dort sei er sogar nach Persepolis und nach Indien gekommen. Endlich befreit, sei er nach Samos zurückgekehrt, habe aber die Heimat sofort wieder verlassen, da sie sich undankbar zeigte.
So wird später erzählt. Doch gilt bloß der ägyptische Aufenthalt als wissenschaftlich gesichert.
Auf jeden Fall aber ging Pythagoras in reiferen Jahren nach Unter Italien, wo damals in ungeheurer Pracht und Macht die griechischen Pflanzstädte lagen, die man als Groß Griechenland bezeichnete.
Dort war zu dieser Zeit das Schwergewicht hellenischer Kultur und Bildung. In Sybaris, Kroton, Metapont, um nur einige Namen zu nennen.
Pythagoras wählt das dorische Kroton, die Stadt der berühmtesten Athleten, als Aufenthalt und gründet dort seine esoterische, geheimnisvolle Schule, deren priesterlicher Charakter stark an die Ägypter und Babylonier erinnert.
Aus der Schule wird in kurzer Zeit eine Art von Geheimorden, eine Sekte. Ihr Einfluss wächst überraschend schnell. Sybaris soll zerstört worden sein, weil die Sybariten Pythagoras beleidigten. Auch um all diese Ereignisse ist viel Sage und Geheimnis.
Die Schule wird schließlich zerstört, da sie sich durch ihre aristokratische Struktur zahllose Feinde machte und ihr geheimnisvolles Wesen viele Handhaben zu Angriffen bot.
Ob dies noch zu Lebzeiten des Pythagoras erfolgte, wissen wir nicht. Es ist aber wenig wahrscheinlich, obgleich Pythagoras sein Leben nicht in Kroton, sondern in Metapont beschloss.
Unbedingt feststehend sind folgende für uns wichtige Tatsachen: Die Sekte der Pythagoreer betrachtete als Mittelpunkt ihrer Tätigkeit die Beschäftigung mit Mathematik.
Und sie hat sich in der oder jener Form durch fast zweihundert Jahre erhalten. Eben dieser ursprüngliche Geheimcharakter jedoch macht es beinahe unmöglich, zu unterscheiden, was Pythagoras selbst und was seine Schüler entdeckten.
Da wir aber nur über die grundlegenden Anfänge berichten, wollen wir diese, wie es die Schule tat, dem großen Sarnier selbst zuschreiben, weil sein ungeheurer Einfluss zudem unerklärlich wäre, wenn er nicht Bahnbrechendes geschaffen hätte.
Nun sind wir auch so weit, dass wir unsere bisherigen Andeutungen über die Wichtigkeit gerade des sechsten Jahrhunderts näher erläutern können.
Um diese Zeit nämlich vollzog sich auf mathematischem Gebiet das 'GRIECHISCHE WUNDER', die Geburt des Abendlandes in geistig-wissenschaftlicher Beziehung.
Diese Behauptung ist nicht etwa ein Wunschtraum hellenisch begeisterter Altertumsforscher. Es handelt sich da um eine harte beweisbare Tatsache, deren sich die Alten selbst schon vollkommen bewusst waren und die sie in lakonischen Worten behaupteten und festlegten.
Wir müssen ein wenig vorgreifen. Als nämlich die geradezu unwahrscheinliche mathematische Leistung der großen hellenischen Jahrhunderte schon vorlag oder sich vorzubereiten begann, regte Aristoteles, der Alleswisser, an, die Entwicklung der mathematischen Erkenntnisse historisch festzuhalten.
Sein Schüler Eudemos unterzog sich dieser Aufgabe und ein großes Fragment dieser Bemühungen ist uns durch Proklos Diadochos, einen Philosophen des fünften nachchristlichen Jahrhunderts, erhalten.
Dieses 'Mathematikerverzeichnis' (das bisher fast aller historischen, aus andren Quellen schöpfenden Kritik standgehalten hat) sagt nun über Pythagoras die inhaltschweren Worte: „Nach diesen ( gemeint sind Thales von Milet und ein gewisser Mainerkos, von dem wir nur den Namen kennen) verwandelte Pythagoras die Beschäftigung mit diesem Wissenszweige (Mathematik) in eine wirkliche Wissenschaft, indem er die Grundlage derselben von höherem Gesichtspunkte aus betrachtete und die Theoreme derselben immaterieller und intellektueller erforschte. Er ist es auch, der die Theorie des Irrationalen und die Konstruktion der kosmischen Körper erfand."
Wir werden über jedes Wort dieser bedeutsamen Stelle sprechen. Vorläufig erschüttert uns die Feststellung, dass es erst Pythagoras war, der die Mathematik zu einer 'Wissenschaft' erhob oder, wie das Mathematikerverzeichnis präziser sagt, aus irgendeinem vor wissenschaftlichen Zustand in eine Wissenschaft 'verwandelte'.
Was heißt das ? Was heißt das vor allem aus dem Munde eines Autors, der eben über Thales berichtete?
Hat er nichts von Ägypten, Babylon, Indien gewusst? Hat er es nie versucht, ähnlich uns, im Geiste einen Weltflug zu unternehmen ?
War er bloß von hellenisch-nationaler Eitelkeit erfüllt, dieser Eudemos?
Warum aber schreibt der Neuplatoniker Proklos acht Jahrhunderte später diese Stelle ohne Randbemerkung ab? Zu einer Zeit, wo jeder Vergnügungsreisende sich über altägyptische Mathematik um wenig Geld informieren konnte?
Wir werden nicht grübeln. Wir beantworten die aufgeworfenen Fragen einfach dahin, dass eben das 'GRIECHISCHE WUNDER' tatsächlich existierte und dass das Mathematikerverzeichnis nichts anderes aussagt als die schlichte Wahrheit. "
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